Enjoy-osttirol: Bartgeier

Mit fast drei Metern Flügelspannweite ist der Bartgeier einer der größten flugfähigen Vögel der Welt. Zahlreiche Legenden und Fabeln ranken sich um den majestätischen Flieger. So wurde ihm unterstellt, Gämsen und Lämmer zu töten, ja sogar kleine Kinder zu entführen. Alles Humbug. Dennoch hat ihn das das Leben gekostet.

Bartgeier wurden gejagt und mit Giftködern erlegt. Um 1900 wurde der riesige Greifvogel in den Alpen schließlich ausgerottet. Überlebt haben sie in den Pyrenäen, auf Korsika und Kreta. Seit 30 Jahren läuft ein spektakuläres und überaus erfolgreiches internationales Artenschutz- und Wiederansiedelungsprojekt, an dem über 40 Zoos und Zuchtzentren beteiligt sind. Ziel ist es, in den Alpen eine unabhängige Population aufzubauen, die ohne menschliche Unterstützung überleben kann. Es scheint fast erreicht.

Im Jahr 1986 wurden mit Hans, Fritz, Ellen und Winnie die ersten vier jungen Bartgeier in den Hohen Tauern in Osttirol freigelassen. In den Alpen wurden seither insgesamt 222 Junggeier ausgewildert. 61 davon in den Hohen Tauern. „Inzwischen leben in den Alpen wieder zwischen 230 und 250 Tiere. Das Projekt ist ein großer Erfolg und eine der bedeutendsten Naturschutzleistungen in Europa. Heuer ist die Anzahl der Brutpaare sogar auf 42 angewachsen“, freut sich Ferdinand Leiner. Er leitet das Bartgeier-Projekt im Nationalpark Hohe Tauern.

Enjoy-osttirol: Bartgeier

©Herr Ross: Bartgeier Lucky

Heute fürchtet sich niemand mehr vor dem Bartgeier. Im Gegenteil, alle freuen sich, wenn sie einen beobachten können und er ist wieder wesentlicher Bestandteil des Nationalparks Hohe Tauern geworden. Ein Ausflug vom Gradonna Mountain Resort in Osttirol lohnt sich mit den Nationalpark-Rangern sicher.

Bevölkerung und Urlauber in Osttirol werden in das Programm auch eingebunden. Bartgeiersichtungen sollen gemeldet werden und leisten einen wichtigen Beitrag zur Forschung. Ausgewilderte Vögel sind mit Sendern ausgerüstet und werden genau überwacht, um mehr über ihre Gewohnheiten zu erfahren. Im Internet kann jeder nachsehen, wo sich die Tiere aufhalten.

Enjoy-osttirol: Bartgeier

©Herr Ross: Bartgeier Charly

Bartgeier sind reine Aasfresser. „Geier sind das letzte Glied der Nahrungskette. Sie fressen, was andere übrig lassen und haben damit eine wichtige Funktion als Gesundheitspolizei“, erklärt Leiner. Rund 80% ihrer Nahrung besteht aus Knochen. Um die Nährstoffe nutzen zu können, haben sie ein ganz besonderes Verdauungssystem. Große Knochen lassen sie aus dem Flug auf Felsplatten krachen, um diese zu zersplittern. Daher haben sie auch den Beinamen „Knochenbrecher“.

Enjoy-osttirol: Bartgeier

© Nationalpark Hohe Tauern/Salzburg: Kruml 4, heuriger Wildvogel aus dem Krumltal

Inzwischen gibt es wieder zahlreiche Bruten in der freien Wildbahn. „Die Population entwickelt sich gut. Die Herausforderung besteht in der Weiterentwicklung der Genetik“, schildert Leiner. Eine Metapopulation soll aufgebaut, die Verbindung zum Wildbestand in den Pyrenäen hergestellt werden.

Enjoy-osttirol: Bartgeier

© Nationalpark Hohe Tauern/Salzburg: Bartgeier-Freilassung

Im Mai des Vorjahres wurden mit Lea und Fortuna zwei junge Bartgeier in der Großglocknergemeinde Kals ausgewildert. Bald schon soll es so weit sein, dass sich die Population selbst erhalten kann. Im Nationalpark Hohe Tauern in Osttirol finden die Tiere die besten Bedingungen vor.

Steckbrief Bartgeier!

Der Bartgeier ist der größte Greifvogel der Alpen. Seine Flügelspannweite erreicht bis zu 2,85 m, was sie zu hervorragenden Seglern macht. Die Tiere werden bis zu 50 Jahre alt und erreichen ihre Geschlechtsreife mit 5-7 Jahren. Gebrütet wird im Hochwinter in Felsnischen.

Enjoy-osttirol: Bartgeier

©Shutterstock

Sie sind reine Aasfresser und ernähren sich hauptsächlich von Knochen, Sehnen und Bändern. Das Hochgebirge oberhalb der Baumgrenze ist ihr Hauptlebensraum. Ihre Reviere sind bis zu 750 km² groß.

Die Farbe der Tiere ist schiefergrau, Federn am Kopf und an der Brust sind hell, werden aber durch ein „Bad“ in eisenoxidhaltigem Schlamm orange gefärbt. Charakteristisch ist der schwarze Federbart, der vom Auge über den Schnabel reicht.

Beobachtungen der Bartgeier in Osttirol können hier gemeldet werden: beobachtung@gmx.net oder bartgeier@gmx.at

Hier geht’s zum Bartgeier Monitoring.

Text: Julia Hitthaler

Titelbild Copyright: Herr Rass