Es war einmal eine Römersiedlung mit dem Namen Aguntum in Osttirol. Sie war die einzige ihrer Art in Tirol. Heute ist Aguntum Museum und archäologischer Park. Ein Ausflug in die Kulturgeschichte der Römerzeit in den Alpen, der längst vergangene Zeiten wieder auferstehen lässt.
Aguntum liegt in der Osttiroler Gemeinde Dölsach, ganz in der Nähe der Bezirkshauptstadt Lienz und unweit der Dolomiten Residenz Sporthotel Sillian. Ein Großteil der Stadt geht auf das 1. Jahrhundert nach Christi zurück. Bewohnt blieb sie bis in das 5. Jahrhundert hinein. Erste Ausgrabungen fanden bereits im 18. Jahrhundert statt. Heute können Stadtmauer, Handwerkerviertel, Atrium und Therme besichtigt werden. Den besten Überblick über das Gelände hat man vom 18 Meter hohen Aussichtsturm.
Der archäologische Park von Aguntum ist sozusagen Freilichtmuseum „in progress“. Die Ausgrabungen sind längst noch nicht abgeschlossen und werden in den kommenden Jahren fortgesetzt. Hand in Hand geht das mit der Restaurierung und Konservierung der Mauern. Die Überreste der Römerstadt sollen letztlich zu einem Landschaftspark werden, in dem Geschichte lebendig wird. Für Interessierte ist sogar die Teilnahme an Schaugrabungen möglich.
Die von Norden nach Süden verlaufende Stadtmauer von Aguntum in Osttirol ist ein beeindruckender Bau. Stolze 2,45 Meter ist sie dick und wird auf eine Höhe von rund 6 Metern rekonstruiert. Durchbrochen wird sie von einem 9,5 Meter breiten Haupttor mit zwei Durchfahrten und mehreren Nebentoren.
Aguntum in Osttirol – ein Kulturjuwel mit einzigartigen Fundstücken aus der Römerzeit
Die einfachen Bewohner lebten in Steinhäusern, die meist aus zwei Räumen bestehen. Dass es viele Reste von Eisenschlacke gibt, lässt darauf schließen, dass das Schmiedehandwerk hier einst eine große handwerkliche Bedeutung hatte.
In Aguntum in Osttirol gab es allerdings auch Wohlstand. Davon zeugt die Therme, gesellschaftliches Zentrum einer Römerstadt. Türschwellen, Wände und Warmwasserbecken waren aus Marmor, den Boden zierten Mosaike. In den Abwasserkanälen wurden Schmuckstücke gefunden, die den Reichtum belegen.
In mediterranem Baustil wurde das einzigartige Atriumhaus erbaut, was im Widerspruch zum alpinen Klima stand. Offenes Dach, offene Gänge, durch die der Wind pfiff. Vielleicht wurde es deshalb mehrfach umgebaut. Nirgendwo sonst wurde so weit nördlich ein derartiger Bau entdeckt.
Im Garten lag einst ein großes, rund 15 Meter langes Marmorbecken mit einer Insel im Inneren. Gefunden wurde es unter der Brücke der Drautalbundesstraße in Osttirol. Es wurde inzwischen ins Aguntum Museum übersiedelt und bildet dort die Hauptattraktion der Sammlung.
Der moderne Museumsbau wurde von Architekt Thomas Moser geplant. Dort werden Funde aus Aguntum, aber auch anderen Teilen der Provinz Noricum präsentiert und die Kultur der Römerzeit zugänglich gemacht.
Kleidung, Keramik, Reliefs, Amphoren, Schmuck, Fibeln, Lampen, Münzen, Werkzeuge, Geräte, profane und sakrale Inschriften, eine spätantike Straßenkarte, der römische Götterhimmel und mehr geben einen Einblick in das Leben der Römerstadt in den Alpen.
Öffnungszeiten Aguntum:
Anfang Mai bis 18.September 2016
täglich von 9:30 – 16:00 Uhr
19.September – 26.Oktober 2016
Montag bis Samstag von 9:30 – 16:00 Uhr
Die Fahrtzeit von der Dolomiten Residenz Sporthotel Sillian bis zur Römersiedlung Aguntum beträgt ca. 40 Minuten.
Adresse: Stribach 97, 9991 Dölsach
Informationen zu den Eintrittspreisen: HIER
Text: Julia Hitthaler
Fotos: Aguntum