Gehört ihr zu den Menschen, die glauben, dass ein Schnaps möglichst kalt getrunken werden sollte? Glaubt ihr auch, dass man diesen möglichst schnell trinken muss, damit man möglichst wenig davon wirklich schmeckt? Glaubt ihr außerdem, dass man im Diskonter nebenan einen ordentlichen Schnaps bekommt? Habt ihr die Vermutung, dass ein Schnaps dann möglichst viel Frucht enthält, wenn große Früchte am Etikett der Flasche abgebildet sind? Wenn ihr auch nur eine dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet habt, dann wird es allerhöchste Zeit, dass ihr im Urlaub in Osttirol die Naturbrennerei Kuenz in Dölsach besucht.
Beginnen wird mit den „Basics“. Guter Schnaps ist eigentlich gar kein Schnaps. Zumindest nennt man ihn nicht so. Besser wäre es, ihr sagt ab sofort „Edelbrand“ zu ihm. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil die Zeiten vorbei sind, in denen massenweise schlechter Schnaps von Laien gebrannt wurde, nur damit man davon tunlichst schnell und oft betrunken wird.
Im Heute stellt sich das Schnapsbrennen, vor allem auch in Osttirol, in eine ganz andere Tradition: In die Tradition der Veredelung. Wer mag kann gar so weit gehen zu sagen, dass eine Frucht erst dann wirklich ihrer Bestimmung zugeführt ist, wenn sie gebrannt ist. Das Brennverfahren wäre in dieser Logik das Herausfiltern der Essenz der Früchte. Resteverwertung ist das Schnapsbrennen jedenfalls schon lange nicht mehr.
Kuenz Naturbrennerei – Tradition verpflichtet!
Ganz in dieser Tradition steht man auch am „Kuenzhof“ auf der Sonnenseite des Lienzer Talbodens. Besonders ins Auge sticht dabei bei einem Besuch vor Ort der Erbhof der Familie. Seit über 450 Jahren ist er bereits in Familienbesitz. Gebrannt wird hier ebenfalls schon seit Jahrhunderten.
Niemand Geringerer als Maria Theresia hat dem Hof damals das Brennrecht verliehen. Eine solch lange Tradition verpflichtet natürlich. Nicht nur dazu, an die lange und bewegte Geschichte anzuschließen, sondern auch mit der Zeit zu gehen und stets auf dem neusten Stand der Möglichkeiten in Bezug auf das Schnapsbrennens zu sein. Dennoch gilt es natürlich die eigene Identität zu wahren.
Nicht nur die Brenntechnik hat sich über die Jahre und Jahrhunderte in der Kuenz Naturbrennerei verfeinert, auch das Sortiment hat sich ständig verbreitert und ausdifferenziert. Beinahe 40 Edelbrände und Liköre lassen sich aktuell finden und genießen. Allem voran, als „Nr. 1.“, steht der „Pregler“, der klassische Osttiroler Edelbrand, der aus verschiedenen Apfel – und Birnensorten hergestellt wird. Dass die Äpfel und Birnen dabei aus den hauseigenen Obstgärten stammen, ist Ehrensache. Dass das Reinheitsgebot, eben nur Äpfel und Birnen zu verwenden, eingehalten wird, versteht sich von selbst.
Wer es ein wenig ausgefallener haben möchte, sollte unbedingt die Vogelbeere oder die Himbeere Kuenz Naturbrennerei versuchen. Eine besondere Spezialität sind außerdem die fassgelagerten Edelbrände. Der Hausherr, Hermann Kuenz, trinkt besonders gerne den Apfelbrand aus dem Holzfass. Dieser hat nicht nur farblich einen wunderschönen Goldton, sondern schmeckt, durch die besonders lange und intensive Fasslagerung, besonders aromatisch und außergewöhnlich.
Wer glaubt, dass es damit schon getan ist, der irrt sich. Es gibt auch noch hausgemachten naturtrüben Apfelsaft, der ganz vorzüglich schmeckt. In den letzten Monaten ist darüber hinaus noch ein Gin hinzukommen, der vom ältesten Sohn, Johannes, „betreut“ wird. Der jüngste Sohn, Florian, hat indessen gerade einen Whisky im Fass heranreifen und derzeit einen „White Sprit“ im Angebot – eine Art „Vorstufe“ zum Whisky.
Jetzt seid ihr vermutlich baff. Hochgradig erstaunt. Ihr hättet euch nicht gedacht, dass die Welt der Edelbrände und des Schnapsbrennens derzeit differenziert und komplex ist. Aber keine Sorge! Überfordert müsst ihr garantiert nicht sein. Am besten ist es sich bei einem Besuch in Dölsach Osttirol kurzerhand im „Schnapsgarten“ beraten zu lassen. In diesem charmanten Hofladen in der Kuenz Naturbrennerei könnt ihr probieren, was euch am meisten zusagt. Ich bin sicher ,ihr findet im Urlaub in Osttirol euren ganz persönlichen Favoriten!
Und nicht vergessen: Gute Edelbrände trinkt man bei Zimmertemperatur. Früchte sind auf den Flaschen hier auch keine zu finden. Dennoch ist ganz viel Frucht drin. Aber jetzt seid ihr ja klüger und wisst, wo ihr gute Edelbrände bekommt und wie ihr diese richtig genießen solltet!
Informationen zur Kuenz Naturbrennerei:
Betriebsbesichtigungen Mai bis Oktober jeden Donnerstag um 16:00 Uhr
Weitere Informationen auf: www.kuenz-schnaps.at
Text: Markus Stegmayr | Fotos: Kuenz Naturbrennerei